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Beskrivelse
Die hier erstmals im Uberblick vorgestellten Sultansbriefe sind kurze, anonym verfasste und vom 14. bis ins 16. Jahrhundert breit uberlieferte Schreiben, denen allen gemeinsam ist, dass sie den Sultan entweder als Adressaten oder Absender haben. Besonders im 15. Jahrhundert stiessen sie in Folge der Eroberung von Konstantinopel 1453 durch die osmanischen Turken und der europaischen Kreuzzugsanstrengungen bei den Zeitgenossen auf grosseres Interesse. Vor dem Hintergrund der damaligen Turkenkriegspropaganda ist der Inhalt der Briefe allerdings uberraschend. Sultane warnten Papste davor, ihre christlichen Heere sinnlos zu opfern, beeindruckten ihre Briefpartner mit antiker Bildung, drohten mit ihrem Zorn und ihrer Feindschaft, boten ihre konvertierten Tochter zur Ehe mit einem christlichen Herrscher an oder luden europaische Fursten zum Turnier in die Stadt Babylon ein. Manche Sultansbriefe enthielten sogar Antwortschreiben, zum Beispiel von einem Papst, oder gaben vor, selbst Gegenstuck zu einem angeblich vorausgegangenen Brief zu sein. Trotz ihres ungewohnlichen Inhalts und ihrer breiten Uberlieferung wurden die Sultansbriefe in der Forschung bisher kaum beachtet. Die vorliegende Studie stellt daher erstmals ihre verstreute Uberlieferung systematisch zusammen. Sie verzeichnet 158 handschriftliche Textzeugen und 17 Druckausgaben, die sechs Textfassungen reprasentieren. Im Mittelpunkt der uberlieferungsgeschichtlichen und historischen Einordnung der Sultansbriefe steht die Frage nach der Historizitat und Fiktionalitat in Texten am Ubergang von Spatmittelalter zu Fruher Neuzeit.