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Beskrivelse
Menschenopfer in ihren rituellen, religiosen, juridischen oder psycho-sozialen Varianten haben von jeher als machtige Denk- und Handlungsformation in den unterschiedlichsten Kulturen bestanden. Das Grauen, das von ihnen ausgeht, und die Fragen, die sie aufwerfen, finden ihren Niederschlag in den mundlichen und schriftlichen Tradierungen dieser Kulturen. Besonders umstritten, ja, skandalos, erscheint darin immer wieder das Motiv des Frauenopfers. Warum ist das so? Was steht auf dem Spiel, wenn eine Frau etwa in der antiken griechischen Tragodie hingeschlachtet werden soll? Welche rituelle oder gesellschafts-psychologische Dynamik sucht hierin ihren Ausdruck? Und eignet sich die Figur des Frauenopfers uberhaupt als Ausdrucksmittel? Ist sie ein Glied in der Reprasentation einer Krise, die mit ihr gelost werden soll, oder markiert sie selbst eine Darstellungskrise? Wie verhalt es sich mit dem christologischen Opferschema in der neuzeitlichen literarischen, philosophischen und psychoanalytischen Verhandlung des Frauenopfers? Fuhrt das christliche Denken der Transzendenz hier einen Unterschied ein? Exemplarisch werden diese und andere Fragen anhand der Euripideischen Tragodie "Iphigenie in Aulis" und der " Iphigenie auf Tauris" Goethes untersucht. Im Spannungsfeld von Anthropologie, Religion, Philosophie und Psychologie wird dabei ein Bogen uber mehr als 2000 Jahre gespannt, der auf eine gewagte These zielt.