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Beskrivelse
Religiose Selbstermachtigung, also die Emanzipation von vorgegebener religioser Lehre und der Versuch individueller Aneignung religioser Inhalte durch Laien, wird in Teilen der rezenten Religionsforschung geradezu als Signet der Moderne angesehen. Diese religionswissenschaftliche Arbeit betrachtet dagegen religiose Selbstermachtigung in der Vormoderne, als insbesondere Handwerker in signifikantem Umfang diesbezuglich aktenkundig wurden und in unterschiedlichem Masse in Konflikt mit den Obrigkeiten kamen. Zunachst werden vier Fallgeschichten aus Mitteldeutschland um 1700 anhand umfangreichen Quellenmaterials rekonstruiert und das Verhalten der Akteure, namentlich der religios auffalligen Handwerker analysiert. Danach kommt der sozio-okonomische Kontext der Fruhen Neuzeit und dessen massgeblicher Einfluss auf die Handlungsspielraume der jeweiligen Protagonisten bei ihren Emanzipationsbestrebungen in den Blick. Schliesslich werden anhand moglicher Konfliktverlaufe Reichweite und Grenzen individueller Handlungsspielraume aufgezeigt. Als Ergebnis zeigt sich, dass auch einfache Menschen in der Fruhen Neuzeit trotz drohender Sanktionierung selbststandig und umfanglich Versuche zu religioser Selbstermachtigung unternommen haben.